EKG - Gesundheitsuhr - Premium Smartwatch u.a. mit Blutdruckmessung & Herzfrequenz -Tracking 

Können solche Geräte von älteren Menschen leicht bedient werden?

„Ich glaube, dass über die kommenden Jahre der Anteil der Menschen, die kein Smartphone besitzen, immer geringer werden wird“, sagt Prof. Duncker. „Zumindest sehe ich hier in unserer Warteecke zunehmend über 80-Jährige mit ihrem Smartphone sitzen.“ Und auch die erwähnte Studie hat gezeigt: Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer war 65 – und keiner hatte Schwierigkeiten, das Gerät zu bedienen. Ganz im Gegenteil: Die Älteren haben es sogar gewissenhafter genutzt als die Jüngeren. „Wir haben selbst schon mit diesen smarten Geräten eine Studie durchgeführt und gesehen, dass Alter kein begrenzender Faktor zu sein scheint. Viele über 80-Jährige haben das sehr gut gehandhabt. Das bestätigen auch viele andere Untersuchungen“, sagt der Kardiologe.

Quelle: Prof. David Duncker, Leiter des Hannover Herzrhythmus Centrums und Leitender Oberarzt Rhythmologie an der Klinik für Kardiologie und Angiologie an der Medizinischen Hochschule Hannover.

https://herzmedizin.de/fuer-patienten-und-interessierte/wissen/fragen-zum-herzen/herzprobleme-mit-smartwatch-smartphone-erkennen.html

Wie funktioniert die Herzüberwachung?

Eine Smartwatch, die den Puls bzw. die Herzrate kontrolliert, nutzt dazu meist die sogenannte Photoplethysmographie (PPG). Bei diesem Verfahren zur optischen Messung wird die Blutmenge, die am Handgelenk vorbeifließt, anhand der Reflexion von ausgesendeten Infrarotstrahlen gemessen. Denn das Hämoglobin, dass für die rote Farbe unseres Blutes sorgt, absorbiert besonders gut einen Teil des Infrarotlichtspektrums. Nimmt z. B. die Blutmenge während der Systole zu, wird die Absorption des Infrarotlichts größer und die Reflexion nimmt ab. Das gemessene reflektierte Licht wird rechnerisch in eine Pulswelle umgewandelt. Über die Pulswellenanalyse lassen sich Herzfrequenz und eine eventuelle Rhythmusstörung ermitteln sowie der zentrale Blutdruck berechnen.

Die notwendigen Messsensoren sitzen an der Unterseite der Smartwatch. Das Gerät errechnet aus den Messdaten, wie oft das Herz schlägt und ob Unregelmäßigkeiten vorliegen. Die Zuverlässigkeit der Handgelenkgeräte für diese Messungen wird mit über 90 Prozent angegeben und entspricht damit der Messgenauigkeit, wie bei Messung mit einem Brustgurt. Wichtig bei einer Handgelenkmessung ist, dass das Handgelenk/die Sensoren sauber ist/sind und die Uhr ausreichend dicht an der Haut sitzt, damit die Werte nicht ungenau werden.

Für das Erstellen eines EKG per Smartwatch wird wiederum der elektrische Impuls genutzt, der jeden Herzschlag auslöst (Technik: Herzstromkurve). Für die Messung tragen Anwender die Uhr am Handgelenk und berühren mit einem beliebigen Finger der anderen Hand einen dafür vorgesehenen Sensor (meist am Uhrenrand). Der Messvorgang dauert ca. 30 Sekunden und sollte am besten ihn Ruhe durchgeführt werden. Es entsteht so ein 1-Kanal-EKG, das erlaubt, Herzrhythmusstörungen deutlicher als bei einer reinen Pulskontrolle festzustellen.

Zu den Herstellern, die Pulsmessung und EKG-Funktion inklusive einer Herzrhythmusprognose per Smartwatch anbieten, gehören neben Apple (Apple Watch ab Series 4) und Samsung (z.B. Galaxy Watch) u.a. auch die französische Firma Withings (ScanWatch) und das US-Unternehmen Fitbit (Fitbit Sense). Daneben gibt es auch Anbieter externer “Wearables”, die ein Daumen-/Finger-EKG ableiten und dann auf eine entsprechende App einer Smartwatch übertragen. (z. B.  AliveCor).

Neue Funktion Blutdruckmessung

Seit Sommer 2021 wartet Samsung nun auch mit einer Blutdruckmess-Funktion seiner Smartwatch (Galaxy 3) auf. Voraussetzung ist allerdings – ebenso wie für die EKG-Funktion –, dass der Nutzer ein Samsung Smartphone mit einem Betriebssystem ab Android 7 besitzt und eine entsprechende App (Health Monitor) installiert, die Handy und Smartwatch miteinander verbindet. (Für das Einrichten einer Apple Watch ist übrigens ebenfalls ein iPhone ab Generation 6s nötig.) Außerdem muss die Funktion mittels eines herkömmlichen Blutdruckmessgeräts zunächst messgenau eingerichtet werden. Das sollte monatlich wiederholt werden.

Die Stiftung Warentest bestätigt der Uhr eine exakte Messung – allerdings nur wenn der Anwender sich genau an die Vorgaben hält. Kaffeekonsum vor dem Messen oder Sport können die Werte zum Beispiel verfälschen. Auch Konkurrent Apple arbeitet offenbar an dieser Funktion.

Bereits zuvor hat der taiwanesische Hersteller ASUS seine VivoWatch BP, einen Fitnesstracker, entwickelt, die außer der Blutdruckmessfunktion auch mit EKG- und Plethysmographie-Sensoren zur Herzfrequenzbestimmung aufwartet. Mit einer klinisch validierten Blutdruckmessung in Form einer Armbanduhr wirbt zudem das japanische Unternehmen Omron. Der Fitnesstracker HeartGuide soll ebenfalls unregelmäßige Herzschläge erkennen können.

Grenzen der Messungen per Smartwatch

Viele Rhythmusstörungen verlaufen bekanntlich asymptomatisch. Das gilt vor allem für das Vorhofflimmern. Gerade die frühe und korrekte Aufzeichnung – und damit auch Diagnose – dieser kardialen Arrhythmie ist jedoch wichtig, um die geeigneten therapeutischen Maßnahmen zu ergreifen und Folgeschäden zu vermeiden, wie einen Schlaganfall. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologe hat daher in einem Positionspapier vor kurzem Stellung zum Nutzen von Wearables bei Arrhythmien genommen. Darin wird auch auf die in Studien ermittelte hohe Treffsicherheit einer Vorhofflimmerepisode verwiesen und geschrieben: “Wearables sind potenziell in der Lage die diagnostische Lücke zu schließen, die das konventionelle EKG-basierte Screening hinterlässt.” Und: “Die aktuelle Datenlage zeigt, dass Wearables prinzipiell zum Vorhofflimmerscreening eingesetzt werden können”. Aber ebenso heißt es: “Eine definitive Vorhofflimmerdiagnostik mittels PPG (optischen Sensoren) ist derzeit nicht möglich” – eine Bestätigung per EKG wird als erforderlich angesehen. Im Fall einer EKG-basierten Dokumentationen einer Rhythmusstörungen per Smartwatch sehen die Experten immerhin eine Möglichkeit, diese zur weiterführenden Diagnostik und Therapie einzusetzen. Generell wird betont, dass “der Nutzen über die Diagnose hinaus noch nicht gezeigt werden konnte”.

Smartwatch als Ersatz für den Arztbesuch?

Nein, denn dafür sind die Analysen der Geräte (noch) zu fehleranfällig. Anwenderinnen und Anwender müssen die Smartwatch zudem richtig bedienen können, damit sie verlässliche Werte erhalten. Sonst kann es leicht zu Verunsicherung kommen. „Moderne Smartwatches können helfen, den Herzrhythmus kontinuierlich aufzuzeichnen und dabei einen unregelmäßigen Herzschlag, der auf Vorhofflimmern hindeutet, festzustellen. Es braucht in der Regel allerdings einen Mediziner, um aus den Messungen die richtigen Schlüsse für die weitere Diagnostik und Therapie zu ziehen”, so Prof. Meinertz. Daher sollten Patientinnen und Patienten die Verwendung einer Smartwatch und die Auswertung immer mit ihrem behandelnden Kardiologen abstimmen. Darauf weist auch die amerikanische Zulassungsbehörde in ihrem „device approval letter“ ausdrücklich hin.

Außerdem sind weder die Apple Watch noch andere Smartwatches dafür geeignet, ernstere Herzrhythmusstörungen oder Durchblutungsstörungen des Herzens zu erfassen. Die Wearables können einen Herzinfarkt nicht erkennen und auch keine Hinweise auf eine koronare Herzkrankheit (KHK) geben, betont der Herzexperte. Daher gilt: „Bei Schmerzen im Brustraum, die auf einen Herzinfarkt hinweisen könnten, dürfen Sie keine Zeit mit der Smartwatch verlieren, sondern müssen nach wie vor sofort den Notruf unter 112 verständigen!“

Wearables: Was ist der Unterschied zwischen Smartwatch und Fitnesstracker?

Viele Gesundheitsmessfunktionen wurden zunächst für die sogenannten Fitnesstracker entwickelt, die vor allem von Sportlern gerne genutzt werden, um pulsgenau zu trainieren, Bewegungsaktivität und Kalorienverbrauch zu kontrollieren. Bei vielen Modellen sind dazu Lichtsensoren verbaut, in neueren Modellen zudem EEG-Sensoren zur Bestimmung von Pulswellen und Herzfrequenz.  Smartwatches wiederum haben sich zunächst in der Optik an Uhren und der Funktion an Handyfunktionen angelehnt und bieten dementsprechend viele Funktionen eines Smartphones. Mit einer SIM-Karte ausgestattet kann man damit z. B. telefonieren und SMS schreiben. Auch Apps können direkt auf eine Smartwatch geladen werden. Das können Fitnesstracker nicht. Darüber hinaus ergänzen inzwischen immer mehr Gesundheitsmessfunktionen die Ausstattung der neuen Smartphonemodelle großer Anbieter. Sogenannte Fitnesswatches/Sportuhren, auch Hybrid-Smartwatches genannt, sind wiederum eine Art Mischung von Smartwatch und Tracker, bieten jedoch nicht alle Funktionen einer Smartwatch.

Nicht zu empfehlen ist die EKG-Gesundheitsuhr jedenfalls zum Erkennen eines Herzinfarktes. Dafür ist die EKG-Funktion der Smartwatch im Vergleich zu einem EKG, wie es in der Klinik oder von Notärzten vor Ort zum Einsatz kommt, zu einfach.

Quelle: Prof. Dr. med. Thomas Meinertz https://herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/leben-mit-der-krankheit/smartwatch-fuer-herzpatienten